Saterfriesisches Wörterbuch
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du

1. du: 1.1 du leeuwest dät nit! : du glaubst das nicht! 1.2 (Das Personalpronomen du wird oft weggelassen, weil die Endung -(e)st deutlich zeigt, wen man anspricht:) (du) koast uus Babe fräigje: du kannst unseren Vater fragen. (Die normale Anredeform unter Saterfriesen ist du. Ältere Menschen und der Pastor, insofern er die Sprache beherrscht, werden gelegentlich mit Jie angesprochen.)

bäärste iek bäärste, du bäärst, hie/ ju bäärst, wie bäärste; boarst, boarsten; is/häd boarsten; bäärste! bäärstet!

1. bersten, zerspringen, zerplatzen; Sprünge oder Risse zeigen oder bekommen (is): 1.1 ju Múre is boarsten : die Mauer zeigt Risse. 1.2 die Ommer is in ju Sunne fon Druugte boarsten : der Eimer ist in der Sonne infolge der Trockenheit geborsten. 2. von etwas im Übermaß erfüllt sein (is): hie bäärst fon Tjukte : er birst vor Fettleibigkeit. 3. (+ sik) platzen: hie boarst sik fon Laachjen : er platzte vor Lachen. [afrs. bersta]

bäite iek bäite, du bätst, hie/ju bät, wie bäite; bätte, bätten; bät; bäite! bäitet!

1. heizen: fon t Jíer moasten wie bit Eende Moai bäite : dieses Jahr mussten wir bis Ende Mai heizen. 2. ein Feuer anlegen: wie häbe in ju Stove al bät : wir haben in der Stube schon ein Feuer angelegt. [afrs. bêta]

bale iek bale, du boalst, hie/ju boalt, wie bale; boalde, boalden; boald; bale! balet!

1. sprechen, reden; sich unterhalten: 1.1 hie wol íeuwen mäd die bale : er will eben mit dir reden. 1.2 ätter sien Balen kon dät nit weer weze : nach dem, was er erzählt, kann das nicht wahr sein. 1.3 dät is sien Balen : das ist eine ständige Redensart von ihm. 1.4 deer koast du goud mäd him uur bale : du kannst ganz vernünftig mit ihm darüber reden. 1.5 deer wollen wie nit uur bale! : das kommt nicht in Frage! 1.6 hie boalde deer nit umetou : er redete nicht darum herum; er sprach die Wahrheit. 1.7 mäd Balen aphoolde : jemanden aufhalten, indem man auf ihn einredet. 1.8 mäd Hounde un Fäite bale : mit Händen und Füßen reden; gestikulieren. 1.9 so wädt boald : so weiß ich es vom Hörensagen.

bere iek bere, du beerst, ju beert, wie bere; búur, búren; bädden; bere! beret!

gebären: as ju dät fjode Bäiden, n Dochter, bädden hiede, is ju aiske kroank wuden : als sie das vierte Kind, eine Tochter, geboren hatte, ist sie furchtbar krank geworden. [afrs. bera]

bidde iek bidde, du bidst, hie/ju bidt, wie bidde; bad, beest, bad, wie beden; beden

bitten.

bidúve iek bidúve, du bidufst, hie/ju biduft, wie bidúve; bidoof, bidoven; bidäuwen; bidúve! bidúvet!

unter Wasser setzen; mit Wasser bedecken: sjug tou, dät du do Tuvvelke goud bidufst! : sieh zu, dass du die Kartoffeln gut mit Wasser bedeckst.

bíende iek bíende, du bindst, hie/ju bindt, wie bíende; boont, boonten; búunden; bíende! bíendet!

1. binden: 1.1 mäd so n littik Bäiden sunt wie an t Húus búunden : mit so einem kleinen Kind sind wir ans Haus gebunden. 1.2. jo häbe him wät ap dän Stok búunden : sie haben ihn zum Narren gehalten. 1.3 him sunt do Hounde búunden : er kann sich nicht frei bewegen, kann nicht frei handeln. 1.4 Jole bíende : Eisenbänder auf die Wagenräder aufziehen. 1.5 hie is an sien Woud búunden; hie kon nit uurs : er ist an sein Versprechen gebunden; er kann nicht anders.

bíerge iek bíerge, du bäärgst, hie/ju bäärgt, wie bíerge; boorg, boorgen; búurgen; bäärg/bíerge! bíerget!

1. bergen, retten; in Sicherheit bringen: die Käller waas ful Woater, man ju kuud hiere Goud/Göitjen noch bíerge : der Keller war voll Wasser, aber sie konnte ihren Stoff noch retten. 2. (+ sik) sich beherrschen; sich bezwingen; an sich halten, sich fassen: iek kuud mie nit bíerge, as ju mie fon dät Melöär fertälde : ich konnte mich nicht fassen, als sie mir von dem Unglück erzählte. 3. aufbewahren, unterbringen: hie kuud ju Kiste nit ap dän Been bíerge : er konnte die Kiste nicht auf dem Dachboden unterbringen. [ae. beorgan]

biete iek biete, du bitst, he/ju bit, wie biete; beet, beten; bíeten; bit/biete! bietet!

1. beißen, (scherzhaft) essen: wie hieden träi Dege loang niks tou bieten : wir hatten drei Tage lang nichts zu essen. 1.1 fon sik biete : kurz angebunden, mürrisch sein. 1.2 hie bit uum sik tou : er lässt seinem Zorn freien Lauf. 1.3 deer skäl hie wät an tou bieten häbe : er wird mit der Angelegenheit große Schwierigkeiten haben.

bifele iek bifele, du bifäälst, hie/ju bifäält, wie bifele; bifuul/bifäl/bifiel, bifulen/bifällen/bifielen; bifälen; bifele! bifelet!

befehlen. [afrs. bifela]

biginne iek biginne, du biginst, hie/ju bigint, wie biginne; bigon/biginde, bigonnen/biginden; bigonnen; bigin(ne)! biginnet!

1. beginnen, anfangen: 1.1 wie konnen mäd dät Täk biginne : wir können mit dem Dach anfangen. 1.2 do bee biginne wät : die beiden haben etwas Zwielichtiges, Unehrliches vor.

bigruutje iek bigruutje, du bigruutjest, hie/ju bigruutjet, wie bigruutje; bigruutjede, bigruutjeden; bigruutjed; bigruutje! bigruutjet!

beschmieren; dreckig machen: hie häd sik bigruutjed fon unnern bit buppen : er hat sich von unten bis oben beschmiert.

bikloodje iek bikloodje, du bikladst/ biklodest, hie/ju bikladt/biklodet, wie bikloodje; biklatte/biklodede, biklatten/biklodeden; bikloded/biklat; biklode! bikloodjet!

1. bekleiden: hie waas bloot tään bikloded/biklat : er war nur dünn bekleidet. 2. mit einer Verhüllung überziehen: ju Woge mäd Holt bikloodje : die Wand mit Holz bekleiden.

biräide iek biräide, du birädst, hie/ju birädt, wie biräide; biried/birätte, birieden/ birätten; biräiden/birät; biräide! biräidet!

1. beraten: junge Ljudene läite sik nit jädden biräide : junge Leute lassen sich nicht gerne beraten. 2. gemeinsam überlegen und ausführlich besprechen: wie häbe loange biräiden, wät wie unnerníeme wielen/wülen : wir haben lange beraten, was wir unternehmen wollten. 3. (+ sik) sich beraten: iek mout mie mäd min Brúur uur dät Uutbauen biräide : ich muss mich mit meinem Bruder über die Aussiedlung beraten.

birede iek birede, du biradst, hie/ju biradt, wie birede; biratte, biratten; birat; birede! biredet!

1. bereiten, zubereiten: ju häd uus dän Koafje birat : sie hat uns den Kaffee zubereitet. 2. gerben: Leder un Fälle birede : Leder und Felle gerben.

biswieke iek biswieke, du biswikst, hie/ju biswikt, wie biswieke; bisweek, bisweken; is biswíeken; biswieke! biswieket!

1. erliegen, besiegt werden: do Fräizen wieren tou kwästig, un do Noudljude bisweken fóar him : die Friesen waren zu übermächtig, und die Normannen wurden von ihnen besiegt. 2. in Ohnmacht fallen: ju Sunne waas so heet, dät morere Suldoaten biswíeken sunt : die Sonne war so heiß, dass mehrere Soldaten in Ohnmacht gefallen sind. [afrs. biswîka]

bjode iek bjode, du bjudst, hie/ju bjudt, wie bjode; bood, boden; beden; bjud! bjodet!

1. bieten: hie bood mie deer tjoon Euro foar : er bot mir zehn Euro dafür. 1.2 dät läite iek mie nit bjode: das lasse ich mir nicht bieten.; das verbitte ich mir sehr.

bläide iek bläide, du blädst, hie/ju blädt, wie bläide; blätte, blätten; blät; bläide! bläidet!

1. bluten. 2. viel Geld wider Willen bezahlen; blechen: dät spiet mie, man du moast bläide : es tut mir leid, aber du musst blechen.

blieuwe iek blieuwe, du blifst, hie/ju blift, wie blieuwe; bleeuw, bleeuwen; is blíeuwen; blieuw! blieuwet!

1. bleiben. 2. beständig sein: dät Weder blift : das Wetter ist beständig.

boake iek boake, du bakst, hie/ju bakt, wie boake; buuk, buken; boaken; bak! boaket!

1. backen: in oolden Tieden häbe do fräiske Wieuwljude Brood, man naan Kouke boaken : in alten Zeiten haben die friesischen Frauen Brot, aber keinen Kuchen gebacken. 2. kleben; haften bleiben; sich ballen; sich zu einer Masse formen lassen: wie konnen neen Sneebale smiete; die Snee bakt nit : wir können keine Schneebälle werfen; der Schnee klebt nicht. (Mit dieser Bedeutung findet man auch die schwachen Verben bakke [sw.V1.] und [sw.V2.] boakje).

bräide iek bräide, du brädst, hie/ju brädt, wie bräide; bried/brätte, brieden/brätten; bräiden/brät; bräide! bräidet!

braten.

brange iek brange, du brangst, hie/ju brangt, wie brange; broachte, broachten; broacht; brang(e)! branget!

1. bringen. 1.1 ap de Wareld brange : zur Welt bringen; gebären. 1.2 erledigen: dät häbe wie nu bäte uus broacht : das haben wir jetzt erledigt. 2. nutzen, helfen: 2.1 häd hie jou holpen, sodät et wät broacht häd? : hat er euch geholfen, sodass es etwas genutzt hat? 2.2 die Rien häd nit fúul broacht : der Regen hat nicht viel geholfen. 3. überführen, befördern: ju Lieke wuud ätter Auerk waibroacht : die Leiche wurde nach Aurich überführt. 4. (beim Verkauf) erbringen, aufbringen: wo fúul häd dät Húus broacht? : wie viel hat das Haus erbracht? 5. vorschlagen, darstellen, beschreiben: 5.1 du moast dät uurs brange : du musst das auf andere Weise, geschickter vorschlagen, darstellen. 5.2 sin Brúur häd uus dät eerst so fertäld, man dan broachte sin Fädder dät heel uurs : sein Bruder hat uns das zuerst so erzählt, man dann stellte sein Vetter das ganz anders dar. 6. gut gedeihen; eine Ernte bringen; einen Ernteertrag ergeben: do Tuvvelke brange goud fon t Jíer, man do Ap(p)ele brange niks : die Kartoffeln ergeben einen guten Ernteertrag dieses Jahr, aber die Äpfel nicht. 7. ausmachen; stören, mühen, Unbequemlichkeiten bereiten: dät brangt niks, wan do Bäidene in dän Tuun spíelje : das macht nichts aus, wenn die Kinder im Garten spielen.

brede iek brede, du bradst, hie/ju bradt, wie brede; bratte, bratten; brat; brede! bredet!

breiten: ju bratte ju Däke uur do släipende Bäidene : sie breitete die Decke über die schlafenden Kinder.

breke iek breke, du bräkst, hie/ju bräkt, wie breke; briek, brieken; breken; bräk/breek/breke! breket!

1. brechen. 2. Grünland pflügen: dät brekene Gäärslound, ju brekene Trjaaske : das umgepflügte Grasland, der umgepflügte Driesch. Einhalt gebieten, aufhalten, abprallen lassen, ablenken: do Bome breke dän Wíend : die Bäume lenken den Wind ab. 4. (+ sik) sich übergeben, sich erbrechen: iek moaste mie breke : ich musste mich übergeben.